22.37 Uhr
23. März 2017
Gedanken von André Krüll
Liebe Fans, Sponsoren, Förderer und Unterstützer unserer IceFighters,
wie Ihr wisst, schreibe und poste ich in sozialen Netzwerken eher selten meine persönliche Meinung oder Anmerkungen. Nun ist es an der Zeit, die Saison Revue passieren zu lassen und in diesem Fall wollte ich nicht das übliche, von anderen geschriebene Fazit veröffentlichen. Heute möchte ich persönlich die Gelegenheit nutzen, offen und ehrlich meine Meinung, mein eigenes Fazit nieder zu schreiben. Auch das kann man professionell oder eben nicht nennen (hierzu später mehr), es ist auf jeden Fall authentisch, authentisch wie unser Club – unsere IceFighters.
Es ist Dienstagabend, 22.37 Uhr, Gästekabine Eissporthalle Essen.
20 Spieler sitzen, unser Coach und ich stehen regungslos in der Kabine, man könnte die berühmte Stecknadel fallen hören. Sven ergreift das Wort. Er findet, wie so oft in dieser Saison, kluge Worte, emotionale Worte. Ich sehe in den Augen unserer Jungs Leere und Enttäuschung, in den einigen schwimmen Tränen. Ich selber schaue lieber wieder nach unten.
Danach überlege ich kurz, selbst noch einmal das Wort zu ergreifen…nein, Sven hat alles gesagt. Ich entscheide mich für Variante 2, klatsche jeden Spieler einzeln ab, bedanke mich und wir alle wissen, was wir aneinander haben.
Eine Stunde später, die ersten Biere sind geöffnet, das zufällig mitgebrachte „blaue isotonisch-prozentige Kabinengetränk“ macht die Runde. Die gesamte Mannschaft sitzt zusammen, wir können langsam wieder lachen, erste Späße machen, die Enttäuschung bleibt.
Jungs, Team der IceFighters, ich möchte mich bei Euch bedanken. Nein, nicht zuerst für Euern Einsatz oder für Eure Leistung, sondern für etwas ganz anderes. Wir hatten alle gemeinsam nicht immer die besten Umstände und Voraussetzungen für unseren Sport, Ihr musstet einiges akzeptieren und mit Widrigkeiten umgehen. Ihr habt das immer angenommen, wart nie unfair, seid sehr, sehr respektvoll mit uns umgegangen und das ist in der heutigen Zeit nicht mehr selbstverständlich. Ihr seid ein geiler Haufen und es hat mega Spaß gemacht mit Euch arbeiten zu dürfen!
Natürlich möchte ich aber auch unserem Trainer Sven Gerike Danke sagen.
Kein Selbstdarsteller, kein Hampelmann, ein akribischer Arbeiter, ob am Eis oder im Büro.
So konsequent eine Mannschaft zu verändern, so viele junge Spieler zu holen und denen auch das nötige Vertrauen zu schenken und dann in der Kürze der Zeit so ein Team zu formen. Auch Du hast nie lamentiert – ob Verletzungspech, mega starke Schiedsrichterentscheidungen (siehe Dienstag), oder ähnliches. Du hast immer nach Lösungen gesucht und ich bewundere immer wieder Deine Ruhe dabei! Hut ab Sven, ich könnte das nicht, siehe Tilburg (Du weißt Bescheid).
Wir brauchen inzwischen meist nicht mehr viele Worte, ein Blickkontakt reicht. Natürlich wissen wir beide auch, wie das mit dem Trainerleben so ist, aber Du bist der richtige Mann, am richtigen Ort! Ich freue mich auf unsere weitere Zusammenarbeit und ehrlich gesagt, freue ich mich auch ein wenig über mich selbst, im vorletzten Sommer diese Entscheidung getroffen zu haben.
Tja, und dann wären da all diejenigen rund ums Team.
Ob unsere Betreuer Lars und Jan, unser Physio Frank, unser Ärzteteam aus dem St. Elisabeth, zu den Heimspielen unser Kampfgericht, unsere Ordner, unser Fanshop-Duo, Eismeister und Eishallen-Mitarbeiter. Unserem „besten Stadionsprecher der Liga“ Jens, unserem Caterer Carsten, allen Helfern und jetzt vielleicht nicht genannten. Auch wenn wir nicht jeden Tag Danke sagen, ich weiß sehr wohl einzuschätzen, wie Ihr Euch hier engagiert, ob Ehrenamt oder bezahlter Mitarbeiter, ohne Euch…Ihr wisst, was ich meine. Ein tolles Team um das Team! Ich hoffe und wünsche mir: weiter so!
Ein weiteres Dankeschön geht an unsere Sponsoren.
Vor sieben Jahren haben wir das Projekt IceFighters mit 6! Partnern gestartet, heute sind wir bei über 70! Ihr habt uns immer die Treue gehalten, uns immer unterstützt, Euer Engagement erweitert und an die Sache geglaubt, wohl wissend, dass wir hier aufgrund der Gegebenheiten einen permanenten Erhaltungskampf führen.
Umso mehr freuen wir uns natürlich auch über unsere neuen Partner. Es ist nicht selbstverständlich, sich einfach mal mit vor den Karren zu spannen, ein gewisses geschäftliches Risiko einzugehen, seinen Namen mit einzubringen. Es ist schön zu sehen, wie Firmen unsere Arbeit von außen betrachten und erkennen, dass hier etwas ganz einzigartiges entstanden ist!
Danke gilt es aber auch einmal unserem Nachwuchs zu sagen.
Unglaublich, was sich hier entwickelt hat, wie sich die ersten Erfolge einstellen. Danke an Wolfgang und Andreas, an Anett und Ines und auch hier an alle nicht genannten. Man kann nicht genug lobende Worte für Euer Engagement finden. Aus meiner Sicht hat sich hier die Zusammenarbeit hervorragend entwickelt und es war schön zu sehen, wie viele „große IceFighters“ die „kleinen Kämpfer“ mit trainiert haben.
Wir sind gemeinsam auf einem guten Weg, auf den wir sehr, sehr stolz sein können, den es natürlich gilt, weiter voranzutreiben und auszubauen.
Nun möchte ich aber auch die Gelegenheit nutzen, um etwas zurück zu schauen, und nein, es ist auch nicht alles gut gelaufen, ist nicht alles eitel Sonnenschein, das wissen wir alle.
In einer einzigartigen Rettungsaktion haben wir ein fast aussichtsloses Unterfangen gemeistert und unsere Spielstätte gerettet. Aber diese Zeit hat auch ihre Spuren hinterlassen.
Einflüsse verschiedenster Art, Entwicklungen um uns herum haben mir gezeigt, dass die Herrlichkeit ganz schnell vorbei ist, in sieben Jahren erarbeitete Dinge in Frage gestellt werden und wir vielleicht auch nicht mehr die richtigen Personen sind.
Und natürlich muss ich mich ehrlicher Kritik stellen und das habe ich. Denjenigen, die es allerdings nur zur Mundpropaganda schaffen, nur in der Lage sind, sich in sozialen Netzwerken zu äußern sage ich: Ihr schadet dem Club mehr als Ihr denkt. Ihr wollt Euch persönlich wichtigmachen, Euch geht es nicht um die Sache an sich. Es war aber auch mir eine Lehre, wie schnell die Stimmung kippen kann, wie schnell einem Äußerungen weit unter der Gürtellinie zugeworfen werden. Hier nachtragend zu sein bringt nichts und niemanden weiter aber es wird mich in Zukunft mit einigen Dingen anders umgehen lassen.
Selbstkritisch muss ich zugeben, auch wir haben natürlich Fehler gemacht. Wir hätten manche Entscheidung eher treffen sollen, besser kommunizieren sollen und mit Sicherheit haben wir auch gewisse Entwicklungen um uns herum zu spät erkannt. Und natürlich gibt es auch immer wieder intern kontroverse Diskussionen, aber am Ende ziehen wir immer in die gleiche Richtung weil wir wissen, was und wo wir hin wollen.
Hier gilt es auch einmal unserem Falk Hanewald Danke zu sagen. Er hat das Management der Eisarena übernommen, hat dort immer zu schauen, dass wir für alle überhaupt im Tagesgeschäft eine Spiel- und Trainingsstätte haben. Ohne Falk wären die Grundvoraussetzungen hier gar nicht möglich!
Ein Dankeschön geht auch an unser ganzes Büroteam – an unsere Maria, Sarah, Bianka und Natalie, wir haben hier sehr wohl eine professionelle Struktur, für Oberligaverhältnisse allemal. Aber auch hier ist wichtig, das weiter aufzubauen, zu erweitern. Dazu haben wir bereits die ersten Schritte unternommen, werden uns in Zukunft breiter aufstellen. Das müssen wir auch, denn wir alle wissen, was da im Sommer mal wieder auf uns zukommt.
Wir haben wieder einmal einen heißen Sommer vor uns, während andere Vereine wieder viel Geld in die Hand nehmen werden, und den ‚Jetzt erst recht‘ und den ‚Jetzt gemeinsam schaffen wir das‘ und den ‚Jetzt Aufstieg‘ zum x-ten Male ausrufen werden, müssen wir wieder einmal unsere Spielstätte sichern.
Und auch das sage ich hier ganz deutlich: es muss eine Veränderung her, ein Umzug ist unausweichlich, wenn wir von unserem monatlichen Überlebenskampf, unserem immer wieder ‚Wie geht es weiter?‘ weg wollen. Es bringt auch nichts, darüber zu jammern, es ist hier nun einmal so und entweder halten wir endlich wieder alle zusammen und schaffen es gemeinsam oder wir müssen uns irgendwann eingestehen, dass der Standort keine Zukunft hat.
Die andere Seite ist, und das müssen wir auch mal so sagen, dass wir uns selbst viel zu sehr unter den Scheffel stellen. Leute, uns gibt es gerade einmal 7 Jahre, in 7 Jahren mal eben aus dem nichts eine Zelthalle errichtet, die Zuschauerzahl verdoppelt, das Sponsorenaufkommen verzehnfacht, in der Stadt Leipzig klar die Nummer 3, im Nachwuchsbereich Zulauf wie nie zuvor.
Der Falk und ich, wir machen mit Sicherheit nicht alles richtig, aber ohne jeglichen Anflug von Überheblichkeit und Arroganz können wir sagen, allzu viel falsch können wir alle gemeinsam auch nicht gemacht haben, sonst wären wir nicht so weit gekommen!
So, wer fehlt denn noch in meiner Sammlung an Dankesworten?
Genau, Ihr – die Fans! Ihr, die dem Club das Gesicht nach außen geben wie kaum eine andere Fangemeinschaft. Auch hier ist festzustellen, im Sommer fest zusammen gehalten, das letzte Hemd gegeben und, und, und…also auch hier, wie immer, Eishockeyverrückte!
Aber eben auch dann doch nicht immer eins, nicht immer alles so toll wie vorgegeben…und wenn ich dann noch höre, es ist nicht mehr so wie früher, nicht mehr so wie am Anfang…einige fangen an wichtiger zu sein als das Gesamtprojekt, und so weiter…
Liebe Fans, alles Blödsinn! Auch bei Euch verändern sich Dinge, entwickeln sich, kommt eine gewisse Routine rein, das „Normale“, aber jetzt mal ganz ehrlich, wir waren in ganz Deutschland unterwegs, in vielen Eisstadien – wo bitte war es lauter, war durchweg Stimmung, wo bitte sind wir keine geilen Fans?!
Wir selbst haben uns auch ein paar Mal gefragt, Mensch die Fans…
Und dann, als wir Auswärts waren…Sven und ich haben uns mal wieder nur angeschaut und wir wussten…alles gut!
Liebe Fans, vielen Dank für diesen Hammer Support, wir müssen es vielleicht nicht mehr jeden Tag ins Facebook schreiben, jeder seine eigene Wichtigkeit etwas zurücknehmen, müssen nicht immer darauf rumreiten „beste Fans der Liga“. Wisst Ihr was…uns reicht, wenn wir es für uns wissen! Und wir freuen uns schon jetzt auf den September, wenn wir ins Stadion kommen und Ihr beschert uns eine Gänsehaut, Woche für Woche! Also weiter so! Ihr seid schon geil!
Ach so, mein lieber Thomas Mallek, es ist gut, wenn man sich immer mal wieder hinterfragt, das machen wir auch ständig, aber auch Du solltest Dich nicht leiten lassen, DU leitest und das vom ersten Tag der „IceFighters Geschichte“ an. Es geht weiter geradeaus und das gemeinsam!
Auch hier ein dickes Dankeschön! Wir sehen uns im Büro…
So. Jetzt habt Ihr es fast überstanden, wer es geschafft hat, zu Ende zu lesen (Hut ab).
Es steht wieder mal ein ungewisser Sommer vor uns. Viele Aufgaben, schaffen wir es?! Geht es weiter? Machen wir vielleicht sogar den entscheidenden Schritt nach vorn?
Auch hier muss man sagen – wir wissen es nicht, aber wir müssen ehrlich damit umgehen!
Ich kann Euch nur versichern, WIR werden alles geben und versuchen. Aufgeben ist nicht so unser Ding! Wisst Ihr was: liebe Sponsoren, Fans und auch Ihr Kritiker, macht doch einfach alle mit. Ich glaube, dann haben wir eine Chance. ZUSAMMEN – ‚ICEFIGHTERS LIKE‘ halt!
DANKESCHÖN!
Euer André Krüll
PS: Liebe Mele, Mädchen für alles – ob Teamwäsche, ob Wohnung, ob Ausrüstung, und so weiter,
liebe Jacqui – ob VIP-Raum, ob mal schnell was mit organisieren, und, und, und…ohne Euch zwei könnten wir das alles gar nicht machen. Unglaublich, wie Ihr uns den Rücken frei haltet aber auch stärkt und mal eben nebenbei noch Haus und Kinder schmeißt.
Ich glaube, der Falk und ich, wir haben ziemlich viel Glück gehabt.
(sorry Leute, bisschen persönlicher Kitsch musste noch rein – weil es einfach die Wahrheit ist!)